EIN RAUM FÜR KARL KNEIDL
(GESCHAFFEN VON FRANZISKA KNEIDL)
Die Galerie richtet dem bedeutenden Bühnenbildner, der mit Regielegenden wie Peter Zadek, Hans Neuenfels, Pina Bausch, Heiner Müller, Matthias Langhoff u.v.a. gearbeitet hat, eine besondere Ausstellung ein.
Im Zentrum steht Karl Kneidls unortodoxe, 150 Seiten starke Monographie, die soeben erschienen ist. Sie lädt ein zu einer Odyssey durch die Blütezeit des Regietheaters. Der Pulsschlag des Künstlerbuches richtet sich an zentralen Materialien und Werkstoffen aus, die Karl Kneidl in seinen Bühnenräumen stets neu und überraschend eingesetzt hat. Es entfaltet sich ein labyrinthischer Kosmos, der den Leser selbst zum Entdecker werden lässt.
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Frank M. Raddatz
Von Elementen, Geistern und einer tierischen Persönlichkeit
Mit den 1960er Jahren begannen die Bühnen Karl Kneidls, die deutschsprachige Theaterlandschaft zu prägen. Es existiert wohl keine Spielstätte von Rang, auf der nicht seine Entwürfe realisiert wurden. Ob in Basel, Berlin, Bochum, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Frankfurt, Klagenfurt, Luxemburg, München, Recklinghausen, Stuttgart, Wien, Wuppertal oder Zürich – kaum ein prominentes Haus, an dem er nicht tätig war. Wie das Who’s who des deutschen Theaters liest sich auch die Liste der Regieverantwortlichen, mit denen er zusammenarbeitete. Darunter etliche Schwergewichte und mehrfache Weltmeister: Max Peter Ammann, Pina Bausch, Andrea Breth, Niklas Brieger, Adolf Dresen, Ulrich Heising, Hans Joachim Heyse, Helmut Geng, Dieter Giesing, Walter Giselher, H.-W. Hirschland, Frank Hoffmann, Alfred Kirchner, Werner Kraut, Hans Kresnik, Franz Xaver Kroetz, Matthias Langhoff, Fritz Marquard, Carl Momberg, Christoph Nel, Hans Neuenfels, Reinhold Olczewski, Emine Sevgi Özdamar, Peter Palitzsch, Claus Peymann, Nils–Peter Rudolph, Hans Schalla, Fritz Schuster, Lore Stefanek, Peter Stein, Karlheinz Streibing, Vera Sturm, Hansjörg Utzerath, Charly Weber, Peter Zadek, Hanskarl Zeiser. Mit ihnen wurde er vielfach zum Berliner Theatertreffen wie zu Festivals eingeladen. Von 1974 bis 2008, über 30 Jahre also, leitete der gelernte Bau– und Möbelschreiner die Bühnenbildklasse der Kunstakademie Düsseldorf. 2010 wurde er zum Ehrenmitglied der Kunstakademie ernannt. Exemplarisch buchstabiert diese Grammatik der Bühne anhand der von Karl Kneidl eingesetzten Materialen und Elemente Dutzende von Inszenierungen, die mit der Inthronisierung des Regietheaters in eins fielen. In der Textur seiner Räume sedimentiert eine Epoche, die sich von dessen rebellischen Anfängen bis zum Tod Peter Zadeks 2010 erstreckt. Aufhorchen lässt zudem der Untertitel, der diesen Rückblick auf eine Glanzzeit der Theaterkunst kontrapunktiert: eine Gespenstergeschichte. Eine verblüffende Akzentuierung. Sowohl mehrdeutig wie mehrschichtig. (…) Anfang seines Textes in der Monographie