FRANZ MON

bis 13. November 2018


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FRANZ MON  ”Texttonne mit Durchgang”, 1972

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“Die Formel Ich – Was schwarz ich, was weiss Du”, Juni 2018

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Venedig Biennale, Text-Raum “Mortuarium für zwei Alphabete”, 1970

(Foto: Blick in das Modell)

Video zum Text-Raum  (3 Min)

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Für die Biennale Venedig 1970 entwickelte Franz Mon – einer der renommiertesten Pioniere der konkreten Poesie und experimentellen Literatur der 50er und 60er Jahre – einen begehbaren, oktogonalen Raum mit einem wandfüllenden Textsystem. In dieser faszinierend-intelligenten Textkonstruktion (in elf Sprachen) vergrößern sich die Lettern jeweils von Wand zu Wand bis der Besucher am Schluss vor zwei weitgehend schwarzen Flächen steht. Die Lesbarkeit geht zunehmend über in reine Sinnlichkeit. Dabei sind das menschliche Maß und der reale Raum die relevanten Bezugsgrößen. Wand und Werk bilden eine untrennbare Einheit, einer Position vergleichbar, wie sie in der Malerei ein Künstler wie Blinky Palermo etwa zeitgleich entwickelt hat. Franz Mons Raum befindet sich heute im MMK Frankfurt. Wir freuen uns, das Modell dazu zeigen zu können. Video zur Biennale Arbeit  (3 Min.)
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Komplett von Text umfangen wurde der Rezipient auch in der Arbeit Texttonne mit Durchgang, die wir mit drei großen Vintage-Fotografien vorstellen (S. Foto oben). Im März 1972, zur feierlichen Uraufführung eines seiner Hörspiele samt Aufzeichnung durch den Hessischen Rundfunk, hat Franz Mon eine begehbare, zirka 8 m lange Röhre unmittelbar vor den gläsernen – von Ferdinand Kramer geschaffenen – Anbau an das barocke Comoedienhaus in Hanau platziert. Ihr Durchmesser entspricht dem des Eingangs, und jede Besucherin und jeder Besucher musste die Röhre beim Kommen und Gehen passieren. Die Betrachter dieses Werkes ruhen also nicht, sie gehen vielmehr mitten durch einen Text hindurch. Die All-over-‚Textur’ der Röhre verläuft linear, komplett umlaufend, wobei sich von Zeile zu Zeile die Punktgröße ändert. Zugrunde liegt Mons experimenteller Text Solus Locus aus dem Jahr 1968. Dessen erste Zeilen, die optisch über den späteren liegen, sind so groß angelegt, dass nur deren erste Wörter in der Röhre Platz finden, der Rest fällt einfach weg. Erst wenn die Punktgröße kleiner wird, lässt sich etwas vom semantischen Gehalt der Geschichte erfassen. Auch hier geht es also um eine gänzlich neue Erfahrung von Wörtern, Buchstaben und Architektur in der Bewegung.

Weiteres Highlight in der Ausstellung des bis heute unermüdlich arbeitenden 92-jährigen Künstler-Künstlers sind 12 große Collagen – jeweils lustvoll radikale Überarbeitungen eines eigenen Drucks aus dem Jahr 2010. Auch hier destruiert Franz Mon ein von ihm zunächst aufwändig entwickeltes Sprach-Bild-System, um daraus etwas Neues, Erstaunliches entstehen zu lassen.

Etwa zwanzig wunderbare Collagen, Schreibmaschinenzeichnungen, heiß gemangelte Plakate etc. geben einen tiefen Einblick in die faszinierende Welt seiner Wort-Sprach-Bilder von den frühen 60er Jahren bis heute. Die jüngste Arbeit entstand vor wenigen Wochen.
Das großartige, man ist versucht zu sagen: revolutionäre Potenzial dieser Arbeiten liegt darin, dass sie uns nicht nur zu einem Neuen Sehen führen, sondern, auf kognitiver Ebene, auch zu einem Neuen Lesen. Und damit machen sie den Kopf frei für ein Neues Denken. Denn unser Denken ist ja durch unsere Sprache mit ihren unumstößlichen Strukturen, Gesetzen und Hierarchien grundlegend limitiert. Über diese setzt sich der 92jährige tagtäglich in seinen hochsensiblen Bildern, Gedichten, Hörspielen und Texten spielerisch hinweg. (Kai Middendorff)
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Franz Mon erhielt u.a. die renommierte literarische Auszeichnung des Petrarca Preises und die Goethe-Plakette seiner Heimatstadt Frankfurt am Main.
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(…) So inszeniert er (FRANZ MON) mit jedem Werk eine neue Bild- und Textwelt, die zu erkunden der Betrachter so wenig müde wird, wie der Künstler müde wird, neue Werke zu erschaffen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung. Kunstmarkt, 13.9. 2018, Laura Henkel
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Besprechung in der F.N.P.     Baumeister, 11/2018               Journal Frankfurt                   Kunstzeitung
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Literatur-Empfehlung:
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FRANZ MON. Zuflucht bei Fliegen. Lesebuch, S. Fischer Verlag, Frankfurt 2013, 484 Seiten, gebunden, hrsg. v. Michael Lentz.
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FRANZ MON. Sprache Lebenslänglich. Gesammelte Essays, S. Fischer Verlag, Frankfurt 2016, 656 Seiten, gebunden. hrsg. v. Michael Lentz.
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FRANZ MON  ”Texttonne mit Durchgang”, 1972 (Foto: Peter Zollna)

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KAI MIDDENDORFF GALERIE
Niddastraße 84
Halle im Hof
60329 Frankfurt am Main
Mi – Fr  14 – 18 Uhr  Sa 11 – 16 Uhr